Werte/Tugenden und Normen

From The Embassy of Good Science

Werte/Tugenden und Normen

Instructions for:TraineeTrainer
Goal
Diese Übung soll den Teilnehmenden dabei helfen, Ansätze für den Umgang mit moralischen Dilemmata in alltäglichen Situationen zu entwickeln. In der Übung werden dafür Werte und Tugenden mit Handlungsnormen in Verbindung gebracht. Die Teilnehmenden reflektieren im Dialog über ein reales Dilemma aus dem Wissenschaftsalltag aus verschiedenen Perspektiven.
Requirements

Wer die Übung durchführen möchte, sollte sich vorher die Anleitung durchlesen und sich mit folgenden Themen vertraut machen:

a) den Konzepten der Werte und Tugenden und deren Bedeutung für Research Integrity;

b) dem Konzept der Norm;

c) dem Konzept des moralischen Dilemmas;

e) den Inhalten des Europäischen Verhaltenskodex für Integrität in der Forschung (engl.: https://www.allea.org/wp-content/uploads/2017/05/ALLEA-European-Code-of-Conduct-for-Research-Integrity-2017.pdf; dt.: https://www.allea.org/wp-content/uploads/2018/06/ALLEA-European-Code-of-Conduct-for-Research-Integrity-2017-Digital_DE_FINAL.pdf).

Bei der Durchführung dieser Übung ist es von Vorteil, wissenschaftliche Expertise zu haben (z.B. derzeitige oder frühere Beschäftigung in der Wissenschaft).
Duration (hours)
1
Participants
20

What is this about?

Diese Übung soll dazu anregen, über Research Integrity Situationen und Dilemmata nachzudenken. Im Fokus steht dabei, wie eine Reflexion über Werte (oder den eigenen moralischen Charakter) den einzelnen Wissenschaftler:innen dabei helfen kann, sich bewusst für eine Handlungsoption zu entscheiden, die ihren persönlichen Motiven und Werten entspricht (Pennock, R. T. & O’Rourke, M. Developing a Scientific Virtue-Based Approach to Science Ethics Training. Sci. Eng. Ethics 23, 243–262 (2017).). In dieser Übung werden zuerst Werte besprochen und reflektiert, und dann in Handlungsnormen umgewandelt. Auf dich werden Fragen zukommen wie bspw.: „Was sollte ich tun, um in dieser Situation dem Wert/der Tugend Ehrlichkeit gerecht zu werden?“, „Wie kann ich zuverlässig sein?“. Die Übung hilft dir dabei, darüber nachzudenken, welche Art von Wissenschaftler:in du sein möchtest. Die Übung regt auch dazu an, darüber nachzudenken, was für uns in schwierigen und eingeschränkten Situationen „erstrebenswerte“ Verhaltensweisen sind.

Why is this important?

Im Wissenschaftsalltag begegnen wir oft Dilemmata und Fragen, die die eigene Integrität auf die Probe stellen. In diesen Situationen müssen Wissenschaftler:innen entscheiden, was ihnen wichtig ist und welchen Werten entsprechend sie sich verhalten wollen, während sie gleichzeitig ihre eigene Integrität bewahren und sich an berufsethischen Verhaltenskodizes orientieren möchten. Darüber nachzudenken, welche moralischen Charaktereigenschaften für Wissenschaftler:innen wichtig sind und wie diese Eigenschaften das Handeln leiten können, kann Wissenschaftler:innen  dabei helfen, ihre persönlichen Motive für gutes Verhalten in der Wissenschaft zu verstehen.

Practical Tips

Handout 1: Formular für Fallreflexion

Übung (individuell): Eine zweifelhafte Situation

Erinnere eine konkrete Situation aus deinem eigenem Wissenschaftsalltag, in der du unsicher warst, was das “richtige” Verhalten ist. Das könnte eine Situation sein, in der du mit einem Dilemma konfrontiert warst und dich gefragt hast: Sollte ich A oder B tun? Beide Optionen hatten möglicherweise unerwünschte Konsequenzen, aber du musstest dich dennoch für eine der beiden entscheiden und danach handeln.

Diese Übung soll dich dazu anregen, über deine persönlichen Erfahrungen im Wissenschaftsalltag nachzudenken. Während der Übung werden nicht alle Situationen der Teilnehmenden diskutiert. Je nachdem, wie die Übung durchgeführt wird, kann es sein, dass dich dein:e Trainer:in im Vorhinein kontaktiert und dir mitgeteilt wird, wenn deine Situation für die Diskussion während der Übung ausgewählt wurde.

Alle Situationsbeschreibungen werden nach der Übung vernichtet. Falls du möchtest und das nicht sowieso passiert, kannst du dein:en Trainer:in  darum bitten, eine Vertraulichkeitserklärung zu verteilen und zu unterschreiben.


Handout 2: Wert/Tugend und Norm - Tabelle

Übung: Perspektivwechsel

A) Wert: Welcher Wert oder welche Tugend wäre für dich wichtig, um eine Entscheidung zu treffen?

B) Handlung: Wie solltest du dich in der Situation verhalten, um entsprechend diesem Wert („tugendhaft“) zu handeln? Welcher Handlungsvorschrift solltest du folgen, um diesen Wert in der Situation zu verkörpern? („Ich sollte … tun“; z.B.: Wert: Mut; Handlungsnorm: ich sollte mit meiner Betreuerin sprechen.)

Ausgefüllte Beispieltabelle:

Perspektive Wert / Tugend Norm / Handlung
Louise Ehrlichkeit Ich sollte alle Beteiligten in meinem Manuskript nennen.
Mut Ich sollte mit meinem/meiner Betreuer:in sprechen.
Ben Verlässlichkeit Ich sollte genau das tun, was ich meinen Kolleg:innen versprochen hatte.
1
Vorbereitung

Eine Woche bevor die Übung durchgeführt wird, wirst du gebeten, über eine Situation aus deinem wissenschaftlichen Alltag nachzudenken, in der du Zweifel darüber hattest, was die „richtige“ Verhaltensweise in dieser Situation ist (siehe „Handout 1“). Während der Übung werden nicht alle Situationen der Teilnehmenden diskutiert. Je nachdem, wie die Übung durchgeführt wird, kann es sein, dass dich dein:e Trainer:in im Vorhinein kontaktiert und dir mitgeteilt wird, wenn deine Situation für die Diskussion während der Übung ausgewählt wurde.

Schau dir folgendes Video an, um einen Eindruck von der Übung “Werte/Tugenden und Normen” im VIRT2UE Train-the-Trainer-Programm zu bekommen:

https://www.youtube.com/watch?v=IZMDWGTLXWo&list=PLabbUwyulAry4tzZ12eHl5JOJhJGiaE6k&index=2

2
Vertraulichkeitsvereinbarung

Bevor die Übung in der Gruppe durchgeführt wird, werden du und die anderen Teilnehmenden gebeten, eine Vertraulichkeitsvereinbarung zu unterschreiben. Dies ist ein schriftliches Festhalten der Erwartungshaltung, dass die während der Übung ausgetauschten Informationen von dir und den anderen Teilnehmenden vertraulich behandelt werden und nach der Durchführung der Übung vernichtet werden.

3
Übung

Der/die Trainer:in wird die Übung in 5 Teilen durchführen:

Teil I: Orientierung: Situation und Dilemma

Die ausgewählte Situation wird präsentiert und das Dilemma wird ausformuliert.

Teil II: Klärungsphase

Die Teilnehmenden haben nun Zeit, sich in die Lage der Person zu versetzen, die die Situation präsentiert hat. Dafür können sie der präsentierenden Person Fragen stellen.

Teil III: Werte/Tugenden und Normen

Im Anschluss werden Werte und Normen gesammelt, die die Teilnehmenden für die besprochen Situation als relevant erachten (siehe „Handout 2“).

Teil IV: Dialog über Unterschiede und Gemeinsamkeiten

Unter Betrachtung der eben gesammelten Werte/Tugeden und Normen aller Teilnehmenden in der Gruppe: Was fällt euch auf? Was ist bemerkenswert?

Teil V: Konklusion

Zum Abschluss werden die Eindrücke zusammengefasst und Erkenntnisse formuliert.

(Eine detaillierte Beschreibung der einzelnen Schritte ist bei den Anweisungen für Trainer:innen zu finden.)

What is this about?

Diese Übung soll dazu einladen, über Research Integrity Situationen und Dilemmata nachzudenken. Sie verbindet den werte- und tugend-basierten Ansatz mit der Forschungspraxis und dadurch mit konkreten Handlungsoptionen (Pennock, R. T. & O’Rourke, M. Developing a Scientific Virtue-Based Approach to Science Ethics Training. Sci. Eng. Ethics 23, 243–262 (2017).). Die Werte/Tugenden werden im Kontext von Research Integrity reflektiert und in Handlungsnormen umgewandelt.

Why is this important?

Indem die Teilnehmenden darüber nachdenken, welche moralischen Eigenschaften für Wissenschaftler:innen wichtig sind und inwiefern diese Eigenschaften das Handeln leiten sollten, lernen sie ihre eigenen persönlichen Motive für das wissenschaftliche Arbeiten kennen.
1
Vorbereitung

Kontaktiere die Teilnehmenden eine Woche vor eurem Treffen und der Durchführung der Übung und bitte sie darum, ...

  •   ein persönliches Research Integrity Fallbeispiel einzureichen (dazu kann das Handout 1 benutzt werden, siehe “Praktische Tipps”).
  • die folgenden Themenseiten auf The Embassy.of Good Science zu lesen:

o  “Virtues in research integrity”

o  “Moral conflict and moral dilemma”

o  “Values and norms”

o  “Dialogue versus debate”

Bei dem eingereichten Fallbeispiel muss es sich nicht um eine Situation mit wissenschaftlichem Fehlverhalten handeln, sondern vielmehr um eine Situation im Wissenschaftsalltag, bei der die Teilnehmenden im Zweifel darüber waren, ob sie sich „richtig“ verhalten haben.

Wenn Kontakt aufgenommen und nach um Fallbeispiele gebeten wird, ist es gut, die Erwartungen hinsichtlich der Übung zu berücksichtigen. Weise darauf hin, dass nicht alle Fallbeispiele während der Übung diskutiert werden können. Die Reflexion über eine persönlich erfahrene Situation ist jedoch wichtig, da der Fokus auf die Erfahrung der Teilnehmenden gerichtet wird. Dadurch wird verdeutlicht, dass (moralische) Unsicherheit nichts ist, wofür man sich schämen muss, sondern ganz im Gegenteil jeder schon einmal solche Erfahrungen gemacht hat.

Wenn alle Fallbeispiele bei dir eingegangen sind, wählst du ein Fallbeispiel aus, das für möglichst alle Teilnehmenden interessant ist. Frag die Person, die den Fall eingereicht hat, ob sie Interesse hat, diesen Fall während der Übung vorzustellen. Stell sicher, dass es sich um eine tatsächliche und persönliche Situation handelt und dass die präsentierende Person in der Lage ist, die Einzelheiten der Situation zu schildern. Zusammen bereitet ihr eine kurze Einleitung des Fallbeispiels vor, die gegebenenfalls vor der Übung an alle Teilnehmenden ausgehändigt wird. Um die Teilnehmenden bei der Reflexion des Fallbeispiels zu unterstützen, kann außerdem das Handout 2 ausgeteilt werden (siehe „Praktische Tipps“).

2
Einstieg in die Übung

Beginne die Übung mit einer Begrüßung der Teilnehmenden. Gib ihnen eine kurze Einführung in die Übung und erkläre das Ziel der Übung. Denke daran, dass es bei dieser Übung nicht um persönliche Meinungen oder Urteile darüber geht, was jeder einzelne Teilnehmende in der Situation tun würde, oder darum, zu rechtfertigen oder zu verurteilen, was die Person, die ihr Fallbeispiel vorstellt, getan (oder nicht getan) hat. Die Teilnehmenden sollten motiviert sein, sich auf einen Dialog einzulassen und voneinander zu lernen. Das kannst du gern am Anfang der Übung betonen. Als Moderator solltest du außerdem beachten, dass die Präsentation eines persönlichen Fallbeispiels eine herausfordernde und emotional belastende Situation sein kann. Während der Übung übernimmst du die Verantwortung für das Wohlergehen der Person, die ihr Fallbeispiel vorstellt. Du kannst zum Beispiel eine Pause einfordern, wenn du merkst, dass das Gespräch zu schwer oder unangenehm wird.

3
Vertraulichkeitsvereinbarung

An dieser Stelle ist es wichtig, das Thema “Vertraulichkeit” anzusprechen. Da während der Übung ein Dilemma aus der persönlichen Erfahrung einer Person besprochen wird, sind die Teilnehmenden verpflichtet, die während der Übung ausgetauschten Informationen streng vertraulich zu behandeln. Wir empfehlen dir dringend, den Teilnehmenden vor der Durchführung der Übung eine Vertraulichkeitserklärung auszuhändigen, die sie unterschreiben sollten. Damit wird schriftlich die Erwartungshaltung festgehalten, dass die während der Übung ausgetauschten Informationen und die Fälle, über die gesprochen wird, streng vertraulich behandelt werden und dass alle Informationen darüber nach der Übung vernichtet werden.

4
Orientierung: Situation und Dilemma

Lade nun die Person, die sich zuvor bereit erklärt hat, ihren Fall zu präsentieren, dazu ein, den anderen Teilnehmenden diesen Fall zu beschreiben. Dabei sollte sie vor allem beschreiben, warum sie die Situation als moralisch problematisch empfunden hat. Du und die Gruppe können der Person helfen, die zwei Seiten des Dilemmas auszuformulieren (z. B. Sollte ich A oder B tun?). Die Person, die den Fall präsentiert, bestimmt jedoch letzten Endes, was die richtige Formulierung ihres Dilemmas ist. Achte darauf, dass zwei alternative Handlungsoptionen (A und B) bestimmt werden und nicht dritte Optionen erkundet oder kreative Lösungen gesucht werden. Dadurch werden die Teilnehmenden ermutigt, den Fokus auf das Dilemma an sich zu richten und nicht nach einer schnellen Lösung oder einem Ausweg aus dem Dilemma zu suchen. Schreibe das Dilemma und passende Stichpunkte zur Beschreibung des Falls auf ein Flipchart.

5
Klärungsphase

In diesem Schritt der Übung lädst du die Teilnehmenden dazu ein, sich in die Lage der Person zu versetzen, die ihren Fall präsentiert hat. Die Teilnehmenden sollen darüber nachdenken, welche Fakten sie benötigen und wo noch Klärungsbedarf besteht, damit sie sich ein besseres Bild von der Situation machen können und den Ablauf der Situation verstanden haben. Alle relevanten Fragen, die es den Teilnehmenden ermöglichen, sich in die Lage der präsentierenden Person zu versetzen, sollten an dieser Stelle gestellt werden.

6
Erklärung: Wie sollen die Tabellen über Werte/Tugenden und Normen ausgefüllt werden?

Sobald die präsentierte Situation für alle klar vorstellbar ist, bitte die Teilnehmenden nochmals, sich in die Lage der Person zu versetzen, die den Fall präsentiert hat. Lade sie nun ein, darüber nachzudenken welche Werte/Tugenden in dem präsentierten Dilemma für sie eine Rolle spielen würden, wenn sie selbst in der Situation der präsentierenden Person wären. Zwei Werte/Tugenden sind ausreichend, gerne dürfen die Teilnehmenden auch mehr als zwei Werte/Tugenden nennen. Eine mögliche Frage an die Teilnehmenden ist:

„Wenn ihr in der Situation von [Name der Person, die ihren Fall präsentiert hat] wärt und entscheiden müsstet, was zu tun wäre, welcher Wert oder welche Tugend wäre für euch bei dieser Entscheidung wichtig?“

Beachte, dass die Werte oder Tugenden nicht unbedingt mit einer der zuvor ausgearbeiteten Handlungsoptionen A oder B in Verbindung gebracht werden müssen. In diesem Schritt sollen die Teilnehmenden lediglich darüber nachdenken, welche moralische Eigenschaft („Tugend“) sie verkörpern sollten (oder: welche Werte ihr Handeln leiten sollten), um in dieser präsentierten Situation integer zu handeln. Bitte die Teilnehmenden in diesem Zusammenhang, darüber nachzudenken, welche Handlungsvorschrift („Norm“) oder welches konkrete Verhalten sich aus dem von ihnen gewählten Wert oder Tugend ergibt. Mögliche Fragen, die sich die Teilnehmenden stellen können, sind:

„Was sollte ich in dieser Situation tun, um im Einklang mit diesem Wert / dieser Tugend zu handeln?“

„Welche Handlungsvorschrift sollte ich befolgen, um diesen Wert / diese Tugend in dieser Situation zum Ausdruck zu bringen?“

Beachte, dass verschiedene Normen mit dem gleichen Wert / der gleichen Tugend in Verbindung gebracht werden können und umgekehrt.

7
Inhaltliche Auffrischung: Werte / Tugenden und Normen

Bevor ihr in der Übung fortschreitet, erläutere den Teilnehmenden die Konzepte der Werte / Tugenden und der Normen anhand einer kurzen Definition (siehe „Werte und Tugenden“ und „Tugenden in der Research Integrity“). Falls die Teilnehmenden Fragen haben oder Zweifel besteht, ob inhaltlich alles verstanden wurde, dann ist jetzt der Zeitpunkt, um darüber zu sprechen.

8
Ausfüllen der Tabelle mit Werten und Normen

Bitte die Teilnehmenden, jede:r für sich selbst eine Tabelle auszufüllen, die aussehen kann wie diese hier:

Wert / Tugend Norm / Handlung
Ehrlichkeit Ich sollte alle Beteiligten in meinem Manuskript nennen.
Mut Ich sollte mit meinem/meiner Betreuer:in sprechen.

Zur Unterstützung kannst du für diese Übung folgende Dokumente austeilen, die im Handout 2 enthalten sind (siehe „Praktische Tipps“):

-      Liste von Werten / Tugenden, die relevant für Research Integrity sind

-      Tabelle mit Beispielen (wie oben)

-      Leere Tabelle

-      Haftnotizzettel

Zeichne in der Zwischenzeit dieselbe Tabelle auf ein Flipchart oder Whiteboard mit den folgenden drei Spalten: Perspektive, Wert / Tugend, Norm / Handlungsvorschrift (siehe unten). Diese Tabelle kann auch schon gut vor der Sitzung vorbereitet werden.

Beispieltabelle:

Perspektive Wert / Tugend Norm / Handlung
Louise Ehrlichkeit Ich sollte alle Beteiligten in meinem Manuskript nennen.
Mut Ich sollte mit meinem/meiner Betreuer:in sprechen.
Ben Verlässlichkeit Ich sollte genau das tun, was ich meinen Kolleg:innen versprochen hatte.
Bitte nun alle Teilnehmenden, ihre Werte / Tugenden und Normen deutlich lesbar auf einen Haftnotizzettel zu schreiben. Fordere sie dann auf, zur Flipchart zu gehen, um dort ihren Namen in das Feld „Perspektive“ zu schreiben und in der zugehörigen Zeile ihre Haftnotizzettel im Feld Wert / Tugend und Norm / Handlung zu kleben. Auf diese Weise entsteht ein schöner Überblick über die verschiedenen Perspektiven, Werte / Tugenden und Normen der Gruppe.

9
Dialog über Unterschiede und Gemeinsamkeiten (15 min)

Bitte die Teilnehmenden, sich die Tabelle mit der Übersicht über Perspektiven, Werte / Tugenden und Normen anzusehen. Stelle zum Beispiel die folgenden Fragen, um einen Reflexionsprozess in Gang zu bringen:

  •  Was fällt euch auf?
  • Welche Gemeinsamkeiten gibt es zwischen den verschiedenen Perspektiven? Welche Unterschiede gibt es zwischen den verschiedenen Perspektiven? Stehen sie im Widerspruch zueinander?
  • Werden die genannten Werte / Tugenden auch im Europäischen Verhaltenskodex für Integrität in der Forschung erwähnt? Falls ja, welche?
  • Ist es möglich, einen Wert / eine Tugend auszuwählen, die in dieser Situation am wichtigsten sein sollte? Falls ja, warum ist dieser Wert / diese Tugend am wichtigsten?
  • Versetze dich in die Lage der Person, die den Fall präsentiert hat: Was bräuchtest du (konkret), um den von der Gruppe ausgewählten Wert / Tugend in konkretes Verhalten umzusetzen? Gibt es irgendwelche limitierenden Rahmenbedingungen oder Einschränkungen?

Notiere die Antworten der Teilnehmenden am Flipchart. Dafür kannst du Stichpunkte aufschreiben, unterschiedliche Farben zur Hervorhebung benutzen, oder vorhandene Wörter unterstreichen.

Vor allem wenn du die Übung zum ersten Mal durchführst, kann es hilfreich sein, alle oben genannten Fragen anzuwenden, um eine dialogische Reflexion zu ermöglichen. Vergiss nicht, den Europäischen Verhaltenskodex für Integrität in der Forschung zu erwähnen. Du könntest sogar ein ausgedrucktes Exemplar des Kodex mitbringen, wenn du möchtest. Bei den Fragen solltest du dir nicht zu viel Zeit bei den einzelnen Fragen lassen. Wenn die Teilnehmenden anfangen abzuschweifen oder sich in einer Diskussion verlieren, solltest du sie auf die eigentliche Frage zurück lenken.

Falls sich die Teilnehmenden nicht auf einen Wert / eine Tugend einigen können, ist das kein Problem. Trage dann einfach verschiedene Schlussfolgerungen in die Tabelle auf dem Flipchart ein.

Tipp: Hab keine Angst vor einer schweigenden Gruppe. Lass die Leute über ihre Antwort nachdenken. Gib ihnen Zeit, über deine Fragen nachzudenken. Gib ihnen aber nicht zu viel Zeit. Wenn es keine Beiträge aus der Gruppe mehr gibt, fahre mit der Übung fort.

10
Konklusion

Lade die Teilnehmenden abschließend ein, über den gesamten Prozess während der vergangenen Übung nachzudenken: Was ist für sie die Take-Home-Message, die sie aus dieser Übung mitnehmen? Versuche, einige Schlussfolgerungen oder Erkenntnisse festzuhalten, indem du die Teilnehmenden fragst:

-         War es einfach, die Werte/Tugenden zu den Normen in Beziehung zu setzen? War es schwierig? Warum?

-         Hat der Versuch, sich in die Lage der Person zu versetzen, die die Beispielsituation erlebt hat, deine Sichtweise auf Werte/Tugenden und damit auch auf Normen oder Verhaltensweisen erweitert?

-         Haben die von anderen genannten Werte / Tugenden, Normen oder Verhaltensweisen dabei geholfen, anders über das Thema nachzudenken und zum Beispiel Werte / Tugenden anders oder umfassender zu betrachten? Wie wird diese Erfahrung aus der Übung heute dein Denken über Dilemmata im Forschungsalltag verändern?

Remarks

Liste der Mitwirkenden:

Giulia Inguaggiato, Margreet Stolper

Für ihr Feedback und ihre Beiträge möchten wir uns bei folgenden Personen bedanken: Signe Mezinska, Armin Schmolmüller, Rea Scepanovic, Tom Lindemann and Daniel Pizzolato, Erika Löfström, Solveig Corner.

Dieses Training wurde im Rahmen des Projekts VIRT2UE entwickelt, das vom  H2020 Forschungsprogramm der Europäischen Union unter der Fördervereinbarung N 741782 gefördert wurde.

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